Neue Wege in der Hernienchirurgie
Heuer fand der 41. internationale Kongress der europäischen Hernien Gesellschaft in Hamburg statt. Ein Schwerpunkt lag dabei auf neuen minimal-invasiven chirurgischen Techniken zur Versorgung von Bauchwandbrüchen.
In Deutschland werden knapp 100.000 Bauchwandbrüche pro Jahr operativ versorgt. Meist handelt es sich dabei um Narben oder Nabelbrüche.
Nabelbrüche kommen in der Bevölkerung häufig vor und machen ca. 5% aller Eingeweidebrüche aus. Beim Erwachsenen handelt es sich dabei in der Regel um erworbene Nabelhernien, die auf einen erhöhten Bauchinnendruck zurückzuführen sind.
Insbesondere bei Frauen nach Schwangerschaften können Nabelbrüche im Rahmen eines sog. postpartum abdominal wall Syndroms auftreten. Neben dem Nabelbruch besteht hier auch eine mehr oder weniger ausgeprägtes Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskulatur (Rektusdiastase). Das Syndrom kann mit Rückenschmerzen, Stuhlentleerungsstörungen, sowie Stressinkontinenz einhergehen.
Bei Narbenbrüchen handelt es sich um Brüche im Bereich alter Operationsnarben am Bauch. Dies kommt nach ca. 10 % aller Bauchoperationen vor. Narbenbrüche entstehen aufgrund mangelnder Festigkeit der Operationsnarbe. Begünstigende Faktoren sind u.a. Wundinfektion, Übergewicht, Zuckerkrankheit oder Rauchen.
Brüche machen sich vor allem als Schwellung am Bauch bemerkbar.
Im Bruch kann sich Fettgewebe, Darm aber auch Anteile von anderen Bauchorganen befinden.
Ohne Operation besteht ein ca. 15%iges Risiko, dass es im Laufe des Lebens zu einer Einklemmung von Darm in dieser Bauchwandlücke kommt. Diese Situation ist potentiell lebensbedrohend.
Bruchlücken zwischen 3 – 4 cm scheinen hier besonders gefährdet zu sein.
Die europäische Hernien Gesellschaft empfiehlt in ihren neuen Leitlinien Bauchwandbrüche über 1 cm Durchmesser zusätzlich mit einem Kunststoffnetz zu versorgen, um das Risiko eines erneuten Auftretens zu minimieren. Da dabei das Netz die Bruchlücke ausreichend überlappen muss, sind bei den herkömmlichen Verfahren große Schnitte notwendig. Dies hat natürlich auch große Narben zur Folge.
MILOS ist nicht nur eine wunderschöne Insel in Griechenland, sondern beschreibt auch eine neue in Hamburg entwickelte Technik (Mini or less open Sublay Technik), um Brüche mit einem Kunststoffnetz über möglichst kleine Schnitte zu versorgen. Über einen kleinen Schnitt über dem Bruch wird dabei in Vollnarkose der Bruch dargestellt. Das Netz wird auf dem Bauchfell, hinter der geraden Bauchmuskulatur platziert. Anschließend wird die Bruchlücke über dem Kunststoffnetz verschlossen. Zurück bleibt nur eine relativ kleine Narbe. Weitere Vorteile dieses Verfahrens sind unter anderem weniger Schmerzen nach der OP, ein geringeres Risiko für Wundinfektionen und eine sehr schnelle Belastbarkeit.
Da jeder Patient / jede Patientin unterschiedlich ist, gibt es keine Operationsmethode, die für alle gleich gut geeignet ist. Ziel ist immer jedem Einzelnen eine maßgeschneiderte Operationstechnik im Sinne eines „tailored approach“ anbieten zu können.
Gerne nehme ich mir in meiner Ordination die Zeit Sie über die verschiedenen Therapieoption zu informieren und gemeinsam mit Ihnen die Richtige für Sie zu finden.